Mit der Vorbereitung zur PDK-Externenprüfung investiert die Gi Group in ihre Zukunft

Im Interview spricht Martin Klingen, Chief Corporate Affairs Officer bei der Gi Group, über den strategischen Wert der Weiterbildung zum/zur Personaldienstleistungskaufmann /-frau (IHK). Er erklärt, warum die Gi Group auf das Modell setzt, wie das Pilotprojekt mit 13 Teilnehmenden entstand – und welche Chancen sich für Unternehmen und Mitarbeitende daraus ergeben.

Sein Appell: Wer die Branche voranbringen will, muss in Qualifizierung investieren – mutig, modern und mit Blick auf Vereinbarkeit.

Martin Klingen

Warum war es dir wichtig, das Weiterbildungsangebot zur Vorbereitung zur Externenprüfung im Unternehmen zu etablieren?

Die Personaldienstleistungsbranche muss sich weiter professionalisieren. Viele Kolleg*innen sind Quereinsteiger – verständlich, denn das Berufsbild „Personaldienstleistungskaufmann/-frau“ gibt es noch nicht lange. Paradox: Es ist die einzige Erstausbildung in Deutschland, die direkt in den HR-Bereich führt – trotzdem entscheiden sich nur wenige Schulabgänger dafür. Andere HR-Berufe wie der Personalfachwirt basieren auf Weiterbildungen. Umso wichtiger ist es, dass unsere Branche selbst ausbildet. Gleichzeitig ist es schwer, intern qualifizierte Fachkräfte zu finden. Wir dürfen nicht warten, bis andere sie ausbilden – wir müssen selbst aktiv werden.

Bei der Gi Group haben wir bisher nur vereinzelt ausgebildet. Gründe dafür sind fehlende klassische Niederlassungen und unsere agile Struktur – beides erschwert eine dreijährige Ausbildung. Einige Kolleg*innen haben die Ausbildung bei uns gemacht und sind geblieben – aber es waren wenige. Deshalb ist die neue externe Prüfung eine tolle Alternative.

Das Modell richtet sich an Berufserfahrene – mit oder ohne Ausbildung. Berufsbegleitend, in nur einem Jahr, mit reduziertem Unterricht können sie den Abschluss erwerben. Unser Verband (der GVP) und WBS haben hier großartige Arbeit geleistet. Als Gi Group unterstützen wir das Projekt – mit 13 Kolleg*innen, die sich bereits angemeldet haben.

Weitere Interessierte konnten diesmal noch nicht teilnehmen – ihnen fehlt aktuell die Berufserfahrung. Vielleicht klappt es im Herbst oder nächstes Jahr. Dass wir mit 13 Teilnehmenden starten – gemeinsam mit Kolleg*innen anderer Unternehmen – ist für uns ein großer Erfolg.

Warum wir auf die PDK-Externenprüfung setzen – und was sie besser macht

Wird dieses Weiterbildungsangebot langfristig Teil der Unternehmensstrategie der Gi Group sein – oder bleibt es bei diesem einen Durchgang?

Es wird definitiv weitergehen! Einige Kolleg*innen konnten in diesem Jahr noch nicht teilnehmen – es fehlte die nötige Berufserfahrung. Doch der nächste Kurs startet im November, und wir hoffen, auch künftig regelmäßig Mitarbeitende anmelden zu können.

Vielleicht nicht wieder 13 auf einmal – aber wenn es jedes Mal zwei oder drei sind, ist viel gewonnen. Das Feedback war durchweg positiv: Mehrere Kolleg*innen haben sich persönlich gemeldet und sich herzlich für die Chance bedankt. Ich bin überzeugt: Dieses Modell ist eine echte Win-Win-Win-Situation – für unsere Mitarbeitenden, das Unternehmen und die gesamte Branche.

Warum hast du dich für das Format mit der WBS entschieden – und nicht für andere Anbieter?

Es gibt zwar auch andere Anbieter, aber WBS ist einer der größten Bildungsträger in Deutschland – und ich bin seit Jahren im engen Austausch mit Michael Loef, der bei WBS für unsere Branche zuständig ist. Unser Verband arbeitet ebenfalls eng mit ihm zusammen.

Dieses Programm ist ein Pilotprojekt – es gibt derzeit keinen anderen Bildungsträger, der diesen „Fast Track“ zum PDK-Abschluss anbietet. Es ist etwas Neues, etwas Innovatives – und wir sind als Unternehmen grundsätzlich offen für innovative Lösungen.

Gab es bisher organisatorische Herausforderungen – oder erwartest du welche in der Zukunft?

Natürlich – Wie so oft in Deutschland ist die Bürokratie eine echte Herausforderung. In Düsseldorf haben wir zwar erfolgreich Bildungsgutscheine bei der Agentur für Arbeit beantragt – doch der Aufwand mit Formularen und Originalen war enorm.

Auch inhaltlich wird es nicht ohne Hürden gehen: Eine solche Weiterbildung ist kein Sprint, sondern eher ein 10.000-Meter-Hürdenlauf. Da braucht es Ausdauer – sowohl bei den 13 Teilnehmenden als auch bei ihren Führungskräften.

Letztere müssen akzeptieren, dass ein Tag pro Woche nicht dem gewohnten Arbeitsrhythmus folgt, sondern ganz der Weiterbildung gehört. Die erste Kursgruppe im November hat gezeigt, wie es laufen kann: Sie haben sich gegenseitig motiviert – und es gab keine Abbrüche. Ich hoffe, dass es bei uns genauso gut läuft – und wir im Sommer 2026 allen 13 Kolleg*innen zur bestandenen Prüfung gratulieren dürfen.

13 Teilnehmende, ein Ziel: Qualifizierung mit Perspektive

Wie siehst du das Thema Vereinbarkeit von Weiterbildung, Beruf und Familie in diesem Format?

WBS hat das gut organisiert: Es gibt Blöcke – einmal wöchentlich, einmal im Monat auch samstags. Dafür gibt es dann Ferienzeiten. Und das Ganze läuft online – man kann also von überall aus teilnehmen.

Es ist ein modernes Lernformat, das drei Dinge gleichzeitig ermöglicht: Beruf, Weiterbildung und – falls vorhanden – Familie. Gerade für Mütter und Väter, aber auch für pflegende Angehörige, ist das wichtig. Die Vereinbarkeit muss stimmen, sonst leidet die Motivation – und das wollen wir vermeiden.

Gab es für dich schon einen besonders positiven Moment in diesem Projekt?

Ja, auf jeden Fall. Eine Kollegin hat mir eine E-Mail geschrieben – sehr herzlich, sehr dankbar.
Und ich glaube, das gilt für alle 13. Diese Begeisterung ist auch bei unserem HR-Team spürbar – Lena und Jenny – unsere Learning & Development Expertinnen, begleiten das Projekt mit viel Engagement und sind richtig angesteckt von der positiven Energie.

Mich freut es, dass wir so eine Flamme entfachen konnten – dass Weiterbildung und Personalentwicklung wieder stärker in den Fokus rücken. Im Alltag geht das oft unter, weil immer „etwas zu tun“ ist. Aber gerade in der heutigen Zeit ist es so wichtig, dass wir uns stetig weiterentwickeln. Wir schreiben das seit Jahren in unsere Unternehmenswerte – und in diesem Projekt leben wir es wirklich.

Wissen, Motivation, Bindung – was Unternehmen wirklich gewinnen

Welche Chancen entstehen deiner Meinung nach für das Unternehmen durch die Qualifizierung der Mitarbeitenden?

Zum einen erweitern wir unser Wissen: Die Ausbildung zeigt noch einmal die ganze Komplexität unserer Dienstleistung. Zum anderen steigert es die Motivation und das Engagement – die „Wollen“-Seite. Und natürlich binden wir unsere Mitarbeitenden dadurch langfristig ans Unternehmen.
Es entstehen neue Karrierechancen, und wir gewinnen zusätzlich an Reputation. Kurz gesagt: Mehr Wissen, mehr Motivation, mehr Zukunftsperspektiven – das ist ein riesiger Mehrwert.

Was würdest du anderen Unternehmen mitgeben, die über ähnliche Maßnahmen nachdenken?

Traut euch!
Man muss nicht gleich mit 13 Teilnehmenden starten – vielleicht erstmal mit einer kleinen Gruppe.
Sprecht mit der WBS, mit dem GVP. Unser Branchenverband ist inzwischen sehr gut aufgestellt.

Ob einzelne Trainings, Ausbildungen, externe Prüfungen oder Hochschulabschlüsse – das Angebot ist da. Und: Es braucht Unternehmen, die mitziehen. Wenn jeder ein bisschen beiträgt, bringen wir die ganze Branche weiter. Ich kenne viele – ob kleine Firmen oder große wie Randstad, I.K. Hofmann oder Manpower – die brennen genauso wie wir.

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