IKEA macht Logistik zum Innovationsfeld

Interview mit Andrea Colzani, Category Distribution Manager bei IKEA Supply.

Wir sprachen kürzlich mit Andrea Colzani, Category Distribution Manager bei Supply Chain Operations, IKEA Supply der Inter IKEA Group, darüber, wie sich die logistischen Prozesse in seinem Unternehmen weiterentwickeln.

Im Gespräch hob Andrea hervor, wie neue Technologien, Generationswechsel und die steigenden Anforderungen an flexible Arbeitsbedingungen die Branche agiler und inklusiver machen.

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Die Mechanik einer Revolution

Wie viele andere Branchen erlebte auch die Logistik in den letzten fünf Jahren eine intensive Phase der Transformation – man könnte sogar von einer Art Revolution sprechen. Die Pandemie beschleunigte zahlreiche systemische Veränderungen, etwa durch eine stärkere Abhängigkeit vom E-Commerce. Einschränkungen traditioneller Lieferketten und Versandrouten zwangen Führungskräfte und Manager dazu, innovativ zu denken: Sie mussten neue Technologien einsetzen, Prozesse optimieren und alternative Lieferanten finden. All diese Veränderungen erforderten, sich Gedanken über die erforderlichen Teams und Fähigkeiten zu machen, insbesondere im Hinblick auf remote und hybride Arbeitsstrukturen. „Wir brauchten Talente, die größere Flexibilität im Management unserer Teams, Betriebsanlagen und der gesamten Logistiksysteme bieten konnten, einschließlich verbesserter Methoden zur Bestandsverwaltung. Gleichzeitig beeinflusste unser wachsender Bedarf an Nachhaltigkeit unsere Entscheidungen zu Automatisierung, Robotik und nachhaltigen Lösungen für Lagerhäuser sowie zu geopolitischen Beschränkungen der Lieferketten“, erklärt Andrea Colzani.

Spannende Zeiten für Karrieren in der Logistik

Unser Globaler HR-Trendbericht Logistik 2022 zeigt, dass nur 26 % der Befragten die Logistik als eine Top-Branche sehen. Gleichzeitig vergeben Beschäftigte der Branche jedoch hohe Noten für ihre Arbeitszufriedenheit (7,5 von 10 Punkten). Es scheint ein Missverständnis darüber zu herrschen, was Arbeit in der modernen Logistik ausmacht. Überholte Vorstellungen suggerieren, dass die Branche hauptsächlich aus gering bezahlten, manuellen Tätigkeiten wie LKW-Fahren und Pakete verladen besteht. Tatsächlich entwickelt sich die Branche jedoch ständig weiter: Automatisierung und Maschinenintegration verändern die Arbeit grundlegend – von datengetriebenem Lieferkettenmanagement über Beschaffungsplanung bis hin zu automatisierten Lagerverwaltungssystemen. Zusätzlich wird vermehrt Wert auf Soft Skills wie Kommunikation, Problemlösung und Teamarbeit gelegt.

Andrea Colzani ergänzt: „Karrieren in der Logistik sind oft gut bezahlt und bieten vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach technischem Wissen und Kompetenzen im Bereich Wartung und neuer Technologien wie KI und Robotik bieten viele Unternehmen interne Schulungen und Karriereförderprogramme an. Darüber hinaus ermöglicht der zunehmende Einsatz von Automatisierung und Technologie hybride Arbeitsmodelle und flexible Arbeitszeiten.“

Der Drang nach innovativen Geschäftslösungen

Die Transformation in der Branche inspirierte Teams bei IKEA Supply dazu, Geschäftsabläufe mittel- und langfristig neu zu denken. Die Pandemie verstärkte die Notwendigkeit, strukturelle Herausforderungen anzugehen, was IKEA Supply zu bedeutenden Veränderungen veranlasste: die Neugestaltung der Lieferantenbeziehungen, höhere ethische Standards in der Beschaffung und eine Strategie zur Zusammenarbeit von Mensch und Maschine – etwa bei elektrischen und autonomen Fahrzeugen. Dadurch konnten Aufgaben effizienter geplant und Bestellungen schneller bearbeitet werden.

Ein wesentlicher Vorteil automatisierter Prozesse liegt in ihrer Zuverlässigkeit und Genauigkeit. Wir verfügen jetzt über Echtzeitdaten zum Warenfluss und können Störungen schnell und effektiv beheben.

Andrea Colzani, IKEA Supply

Kontinuierliches Upskilling und Reskilling sorgen für frische Impulse

In der modernen, technologiebasierten Logistik gibt es keine Langeweile. Die zunehmende Automatisierung bedeutet, dass die Mitarbeiter kontinuierlich neue Fähigkeiten erlernen müssen. Laut unserem HR-Trendbericht planen 69 % der Beschäftigten, sich neue Kompetenzen anzueignen, um zukunftsfähig zu bleiben. Unternehmen fokussieren sich dabei zunehmend auf die Bereiche, in denen Menschen gebraucht werden und wo Maschinen Routineaufgaben übernehmen können. Beispielsweise ermöglicht der Einsatz automatisierter Fahrzeuge im Lager den Mitarbeitenden, sich auf komplexere Aufgaben oder die Wartung zu konzentrieren.

Andrea Colzani berichtet von positiven Erfahrungen bei IKEA Supply: „Nach einem Gespräch mit einem Kollegen, der in seiner Rolle als Teamleiter unzufrieden war, entdeckten wir, dass er über hervorragende Kenntnisse in Informatik verfügte. Innerhalb von sechs Monaten wurde er ein WMS-Spezialist. Seine frühere Erfahrung im operativen Bereich half ihm, die Dynamik der täglichen Arbeit besser zu verstehen. Manchmal muss man einfach nur genauer hinschauen und die richtigen Fragen stellen.“

Mehr Fokus auf Soft Skills

Experten betonen zunehmend die Bedeutung von Soft Skills in der Logistik, besonders in den Bereichen Kommunikation und Führung. Andrea Colzani bestätigt: „Natürlich sind technische Fähigkeiten wichtig, doch wir sehen zunehmend, dass Soft Skills für den Erfolg ebenso entscheidend sind. Wir benötigen Talente, die in der Lage sind, zuzuhören, zu verhandeln und empathisch zu handeln. Emotional Intelligence (EQ) wird bei uns hoch geschätzt, denn obwohl Technologie uns verbindet, erschwert sie manchmal die Bildung zwischenmenschlicher Beziehungen. Daher investieren wir Zeit in die Förderung der Kommunikationsfähigkeit unserer Mitarbeiter.“

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Logistikbranche trotz einer herausfordernden Transformationsphase neue Wege beschreitet. Unternehmen wie IKEA Supply nehmen diese Herausforderungen an und suchen nach neuen Wegen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine. Jetzt liegt es an den Führungskräften und HR-Abteilungen, den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten und den Ruf der Branche als attraktive Karrieremöglichkeit für Innovatoren und Strategen weiter zu stärken.